Bundestagswahl 2021 - Aufbruch mit begrenztem Risiko

Die Bundestagswahl am 19. September 2021 fand unter außergewöhnlichen Bedingungen statt, außergewöhnlich waren auch Verlauf und Ausgang der Wahl. Das Wahljahr war wie nie zuvor geprägt von Krisen, die Wahlentscheidung durch die Erwartung eines überzeugenden Krisenmanagements. Erschwert wurde das Votum noch dadurch, dass die amtierende Kanzlerin nicht mehr antrat, und dass sich drei Kandidaten Hoffnungen auf das Kanzleramt machten - beides ein Novum bei einer Bundestagswahl. Entsprechend hoch war die Volatilität: anfangs lag die Union vorne, im Frühjahr kurzfristig die Grünen, und am Ende obsiegte völlig überraschend die SPD. Entscheidend war letztlich die Suche nach einer Person und einer Partei, denen man am ehesten zutraute, mit den großen Herausforderungen fertig zu werden. Hier besaß der in der Finanz- und in der Pandemiekrise erfahrene Olaf Scholz einen letztlich entscheidenden Vertrauensvorschuss, den er im Wahlkampf konsequent ausbaute und der noch verstärkt wurde durch gravierende Kommunikationspannen seiner Kontrahenten. Ihm und der SPD trauten die Bürger am ehesten zu, die anstehenden gesellschaftlichen Transformationen sozial verträglich zu gestalten - ein Motiv, das am Ende als wichtiger angesehen wurde als die Bewältigung von Klimakrise und Corona-Pandemie. Das Wahlergebnis fiel knapp wie nie aus, wobei Grünen und FDP bei der Regierungsbildung die Schlüsselfunktion zukam. Ausschlaggebend war am Ende die Entscheidung der FDP gegen ein Bündnis mit der angeschlagenen Union und für eine Ampel - auch dies ein Novum.

Autoren: Richard Hilmer, Rita Müller-Hilmer